Osterferien in Bayern: Rücksicht auf Vögel an Flüssen und Kiesbänken nehmen
Auf Wegen bleiben und Hunde anleinen für Flussuferläufer und Flussregenpfeifer – Bayerische Kiesbrüter schützen

In den Osterferien wollen wieder viele Menschen die Natur bei uns an den Flüssen genießen. Das führt häufig zu Störungen von bedrohten Vogelarten wie Flussuferläufer und Flussregenpfeifer, die aktuell aus den afrikanischen Winterquartieren wieder bei uns ankommen. „Die Vögel sind ihrem Brutplatz treu und nutzen diesen jedes Jahr aufs Neue. Bei Störungen werden sie in schlechtere Gebiete abgedrängt“, sagt LBV-Alpenreferent Michael Schödl. Der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) bittet darum, sich respektvoll in der Natur zu bewegen und die gekennzeichneten Schutzbereiche zu beachten.
Flussuferläufer und Flussregenpfeifer werden in einem Artenhilfsprogramm seit 2021 vom LBV für das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) geschützt. Die vom Aussterben bedrohten Flussuferläufer haben in den letzten Jahrzehnten im Bestand abgenommen. Flussregenpfeifer brüten immer seltener an den Flüssen, weil sie kaum noch große Kiesumlagerungsbereiche dort finden. „Bei uns gibt es sie Gott sei dank noch“, so Schödl. Der Bestand der Flussuferläufer an der Isar von der Landesgrenze zu Tirol bis kurz vor München ist mit rund 40 Brutpaaren der größte Bayerns. Auch an Ammer und Loisach sind die Vögel noch zuhause.
„Dass sie hier auch Bruterfolg haben und der bayerische Bestand in den letzten vier Jahren auf stabilem Niveau gehalten werden konnte, ist Verdienst vieler Ranger, Gebietsbetreuenden und der Naturschutzwacht. Sie unterstützen unsere Schutzmaßnahmen vielerorts“, sagt Schödl. Auch die Behörden unterstützen, wo sie können, beispielsweise die Wasserwirtschaftsämter bei der Umsetzung der EU- Wasserrahmenrichtlinie. Bei Renaturierungen entstehen neue Brutplätze.
Freilaufende Hunde stellen eine Gefahr für Vögel an Flüssen dar. Die Störung durch den Vierbeiner kann sogar zur Aufgabe der Brut führen. „Auch wenn es in Bayern keine generelle Leinenpflicht gibt, sollten Hunde in der Nähe von Brutgebieten an der Leine geführt werden“, sagt Michael Schödl.
Hunde anleinen, auf den ausgewiesenen Wegen bleiben, die beschilderten Bereiche beachten und sich ruhig verhalten: mit diesen einfachen Regeln kann man Flussuferläufer und Flussregenpfeifer eine ungestörte Brut und Aufzucht der Jungvögel ermöglichen, ohne selbst auf Erholung und Naturerlebnis verzichten zu müssen.
Hintergrundinformation
2024 gab es in ganz Bayern rund 100 Flussuferläufer-Brutpaare. Im Vergleich zur letzten Kompletterfassung im Jahr 2012 ist das ein Bestandsrückgang um etwa 50%. Dies konnte aber im Rahmen des Artenhilfsprogrammes Kiesbrüter (www.kiesbrueter.de) seit 2021 stabil gehalten werden. Es bleibt zu hoffen, dass durch einen gesteigerten Bruterfolg neue Flussbereiche besiedelt werden. Höchstens 70 Paare des Flussregenpfeifers und damit nur 5 Prozent des bayerischen Gesamtbestandes brüten noch in aktiv durch Flussdynamik umgelagerten Abschnitten. In diesen Bereichen wird Flussmaterial regelmäßig verlagert, so dass immer wieder neue Besiedelungsflächen für viele Tier- und Pflanzenarten entstehen. Die restlichen Brutpaare des Flussregenpfeifers müssen auf Ersatzlebensräume, wie Baggerseen oder Kiesgruben in Abbaugebieten, ausweichen. Wenn man Flussregenpfeifer am Fluss oder in den Ersatzlebensräumen nicht schützt, haben sie in den allermeisten Fällen gar keinen Bruterfolg.
Artenportraits:
Weitere Informationen sowie ein kostenloses Faltblatt mit Tipps für den Spaziergang mit Hund: www.lbv.de/hunde
Garmisch-Partenkirchen, 09.04.2025
Zusammenarbeit für Fluss und Flussaue

Nördlich Bad Tölz wurde eine Maßnahme im Rahmen der Wasserrahmenrichtlinie durchgeführt. Darüber berichtet ein Artikel im Tölzer Kurier vom 14.4.2023. Hier sind noch die detaillierteren Infos aus der Pressemitteilung zu lesen.
Kiesbrüterschutz in Mittenwald
Die ersten Heimkehrer aus dem Winterquartier in Afrika sind auf dem Weg an ihre traditionellen Brutplätze. Flussuferläufer und Flussregenpfeifer beginnen in Kürze dort mit der Brut. Das ist ein Grund, um die Beschilderung der Zugänge zur Isar südlich Mittenwalds nach 15 Jahren mit neuen Informationstafeln auszustatten. Zu dieser Sensibilisierung kommt die konkrete Kennzeichnung der Brutbereiche mit runden gelben Schildern. So können die Erholungssuchenden den Fluss erleben und die Kiesbrüter das Wichtigste in ihrem Leben machen: ungestört Junge zu erbrüten und groß zu ziehen.

Kiesbrüterschutz ist eine zentrale Aufgabe der Gebietsbetreuung an der Oberen Isar. Die neuen Informationstafeln wurden jetzt mit Sabrina Blandau, Geschäftsführung der Alpenwelt Karwendel Tourismus GmbH und Enrico Corongiu, Bürgermeister der Marktgemeinde Mittenwald, aufgestellt. „Mich freut die gute Zusammenarbeit, die sich hier in den letzten Jahren entwickelt hat“ so LBV-Gebietsbetreuer Michael Schödl. Die Gemeinden entlang der Isar haben im Besucherdruck der Pandemie die Anstellung der Landkreis Ranger und den Aufbau einer Naturschutzwacht stark unterstützt. Diese kontrollieren beispielsweise die Einhaltung der Kiesbrüter-Schutzbereiche, informieren aber auch viele Gäste über die Besonderheiten der Region.
„Für uns ist es wichtig den Gästen etwas zu bieten, aber auch die Grundlage für den Tourismus, also die Schönheit unserer Natur zu bewahren“, sagt Sabrina Blandau. Das schlägt sich auch im Gästeprogramm nieder, in dem mehr und mehr Führungen auch die Sensibilisierung für die Natur im Talraum und auf den Bergen in den Fokus rücken.
Die Kennzeichnung der Brutplätze an der Isar ist eingebettet in ein bayernweites Artenhilfsprogramm für Kiesbrüter, das Landesamt für Umwelt/ Vogelschutzwarte Garmisch-Partenkirchen (LfU) und Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. (LBV) durchführen. Der erste Überblick zur Vorbereitung des Artenhilfsprogrammes hat einen Bestand von 80-100 Brutpaaren des vom Aussterben bedrohten Flussuferläufers in Bayern ergeben. Ein erheblicher Teil der Vögel brütet zwischen Scharnitz und München.
Für Bürgermeister Corongiu ist klar: „Das Betreten der freien Natur ist ein hohes Gut. Wenn es aber zum Erhalt unserer Natur Lösungen braucht, weil Arten vor dem Aussterben stehen, ist eine temporäre Sperrung von Teilbereichen auch im Interesse der Gesellschaft.“ Die Schutzbereiche nehmen nur einen geringen Teil des gesamten Flussabschnittes ein, so dass neben dem Platz für die Vögel auch noch genug für die Menschen bleibt, um den Fluss zu erleben.